Fahrtenbericht Grande Traversata delle Alpi

Wir Landbüttel, die älteste Sippe aus dem Stamm Dúnedain Waldläufer in Heidelberg, waren im August 2020 auf unserer siebten Sommerfahrt auf dem „GTA“ in den Cottischen Alpen Norditaliens.

Unsere Sippe besteht nun seit elf Jahren. Seit sechs Jahren haben wir keine regelmäßigen Gruppenstunden mehr. Wir treffen uns aber mindestens zweimal im Jahr. Eines dieser Treffen ist unsere Sommerfahrt. Wir müssen uns stets neu aneinander gewöhnen. Für mich ist es das doch allemal wert. Unsere Sippe ist eine Konstante über das letzte Jahrzehnt gewesen und freuen uns, wenn weiterhin so bleibt. Das ist der Geist bündischen Pfadfindens. Man trifft sich nicht nur für eine Zeit zu Gruppenstunden und Fahrt und Lager, sondern lebt den Lebensbund. Hier nun also ein Eindruck unseres letzten Sommers.

Gruppenbild mit Felsen

Am 16. August ging es mit dem Auto von Heidelberg nach Salbertrand, an der italienisch-französischen Grenze. Dort angekommen ging es erstmal 700 Höhenmeter bergauf, was nur ein Vorgeschmack auf die nächsten zwei Wochen werden sollte. Sobald wir das Auto, mit dem wir ausnahmsweise angereist waren, verließen und uns nur mit unseren Rucksäcken auf dem Rücken auf den Weg machten, erfüllte uns sofort ein Gefühl von Freiheit.

Ausgehend von Salbertrand, brachen wir nach Süden auf. Unser Weg führte uns über die Alpe Assietta, wo wir unsere Kohte in malerischer Landschaft stellten. Wir lagerten auf einem kleinen, von einem Bach umgebenen, Vorsprung zwischen höheren Bergen. Weiter ging es über Fenestrelle, wo es eine sehr große Festungsanlage gibt, die das ehemalige Savoyen vor Frankreich schützen sollte.

Am Brunnen in einem kleinen Ort nahe Fenestrelle

Nach einer Nacht oberhalb von Fenestrelle trennten wir uns nur ungern von einem Büttel und setzten unsere Fahrt über die Lagi dell‘Albergian, vorbei am Cascata del Pis in Richtung Masselo fort. In den zwei folgenden Tagen legten wir die Strecke nach Prali, die uns über weniger alpines Gelände führte, zurück und kehrten auf dem Weg zünftig in Salza di Pinerolo ein. Nachdem unser geplanter Aufenthalt in Prali an fehlgeschlagener Kommunikation gescheitert war, machten wir uns noch am gleichen Abend an unsere nächste Etappe, den Weg ins Val Pellice. Dieser führte uns am nächsten Tag über die 13 Seen, den Colle Giulian und die darunter gelegene Bergerie Giulian (an der wir uns großzügig mit Käse eindeckten) in den verlassenen Bergort Serre Cruel, der malerisch auf einer Felsformation über dem Val Pellice und dem nahgelegenen Ort Bobbio Pellice liegt.

Nach einem ungewöhnlich üppigen Fahrtenessen (Wraps) und einer Nacht im Zentrum des verlassenen Örtchens brachen wir ins Tal auf, um uns von einem Büttel zu trennen und einen anderen in unserer Fahrtengemeinschaft willkommen zu heißen. Mit vollen Rucksäcken und einem noch unverbrauchten Mitstreiter machten wir uns an die mehrtägige Aufgabe dasVal Pellice bis zu seinem Ursprung hinaufzusteigen, über dem stolz der Höhepunkt unserer Fahrt, der Monte Granero, thront. Über Villanova und vorbei am Rifugio Willy Jervis stiegen wir zum Rifugio Granero auf – mit 1400m die intensivste Tagesetappe unserer Fahrt. Hier wollten wir zunächst die Vorzüge der Zivilisation – Wein, Dusche und Bewirtung, um nur ein paar zu nennen – genießen und am nächsten Tag den Gipfel stürmen.

Nicht als erstes aber dennoch sehr früh brachen wir am nächsten Tag zum Lago Nero auf, an dem wir unser schweres Gepäck zurückließen und anschließend mit leichtem Gepäck zum Sattel zwischen Monte Meidassa und Monte Granero aufstiegen. Hier stellten wir fest, dass kurze Hose und Kluft in denen wir eben noch geschwitzt hatten für Luv im Schatten auf 3000m nicht adäquat sind und nach einer kurzen Diskussion ging ein Büttel noch ein paar wärmere Kleidungsstücke holen. Dann kletterten wir auch schon den Steig hinauf zum Gipfel. Nach anfänglicher Unsicherheit kamen wir schnell in einen guten Rhythmus und wurden angesichts der Genusskletterei an der ausgesetzten Flanke sogar ein wenig euphorisch. Zu schnell erreichten wir den Gipfel auf 3171m und nach ein paar Photos für den Büttelkalender machten wir uns zügig auf den Rückweg, denn ein langer Abstieg stand uns bevor. Nach einer Rast am Lago Nero schulterten wir unsere Rucksäcke und stiegen zum Rifugio Barbara hinab. Des Tippelns müde suchten wir unterhalb der Hütte auf einer Weide zwischen den Kuhfladen einen freien Fleck und stellten die Kohte. Statt direkt wieder ins Val Pellice abzusteigen liefen wir am nächsten Tag hangparallel entlang des Tales weiter als uns lieb ist (mit 18,7 km die längste Tagesetappe) zum Rand des Ortes Villar Pellice von dem wir am nächsten Morgen die Fahrt nach Turin antreten wollten. Nach einer letzten Nacht im Zelt, welches – mehr schlecht als recht – im Dunkeln aufgebaut wurde, setzten wir uns am nächsten Tag erschöpft in den Bus und fuhren mit einem Zwischenhalt in Torre Pellice, der erneut zum Kauf größerer Käsemengen genutzt wurde, nach Turin. In Turin genossen wir einen Nacht im Hostel und erkundeten die Stadt und feierten das glückliche Ende unserer Fahrt bei einem schönen Abendessen an diesem wunderschönen Ort.

Die Planung der Sommerfahrt ist jedes Jahr aufs Neue ein Wagnis. Wer wird dieses Jahr mitkommen? Wie lässt sich das Studien- oder beginnendes Berufsleben weiter mit einem Sippenleben vereinbaren? Ob zwei oder acht Landbüttel dabei sind, es ist jedes Jahr aufs Neue unbeschreiblich schön mit Sack und Pack loszuziehen und sich aufeinander zu verlassen.

Leo, Lele und Benedikt für die Büttel