Sommerfahrt 2021

Ende September war es wieder soweit: die Sippe Landbüttel (kurz die »Büttel«) war auf Sommerfahrt in den Alpi Orobie Bergamasche (gesprochen »Bergamaske«). Vom 20. bis 30 September 2021 waren wir unterwegs. Die Anreise bestritten wir mit dem Nachtzug von München nach Brescia (»Brescha«). Mit der sogenannten SparSchiene der Österreichischen Bundesbahn (ÖBB) kostete ein Ticket etwa 30 Euro. Mehr oder weniger frisch kamen wir morgens in Brescia an, versorgten uns mit Lebensmitteln, genossen Cappuccini und Cornetti (=Crossaints) und fuhren mit dem Bus weiter an den Lago D’Iseo. Dort ging es, nach einer Begegnung mit einem bayrischen Maurer, der sich eine Auszeit von der Abreit gönnte und Südeuropa mit dem Fahrrad erkundete, erstmal in glühender Mittagshitze einen steilen Pfad hinauf.

Den Anstieg erklommen, der uns über den See brachte, ging es an die Wahl unseres Lagerplatzes für die Nacht. Nach einem Gespräch mit Anwohner*innen, boten Sie uns Wasser und einen hübschen Ort, ganz in der Nähe inmitten junger Birken, samit Feuerstelle, an. Schnell war die Kohte gestellt und ein Abendessen zubereitet (siehe Photo).

Unser erster Lagerplatz der Fahrt

Wasser war hier im Aplenvorland überraschenderweise schmerzlich rah. Immer wieder mussten wir Leute um Wasser bitten, die auch nur selbst Flaschen aus dem Supermarkt gekauft und hertransportiert hatten. Die Wasserknappheit machte uns Sorge, beschnitt sie uns doch in unserer Mobilität. Die Freundlichkeit der Menschen beschämte und erfreute uns. Alle gaben bereitwillig und ohne Zögern.

In einem kleinen Städtchen galt es unsere Vorräte wieder aufzustocken. Leider vertrödelten wir Zeit bei Cappuccini und Cornetti und erkundigten uns nicht, wann die Läden zur Mittagspause zumachen würden. So standen wir um kurz nach 13.00 Uhr vor verschlossenen Türen. Glücklicherweise war ein See nicht weit entfernt, den wir zum mittäglichen Baden aufsuchten. Wir erfreuten uns an ausgedehnter Körperhygiene und Nacktbaden. Pure Lebenslust!

Nach dem Einkauf ging es schlappe 700 Meter bergauf. Es war bereits früher Abend und wir erreichten das Gipfelkreuz verschwitzt und erschöpft; auf dem Kamm ging es dann in der Dunkelheit an die Lagerplatzsuche: wir dachten schon nichts mehr zu finden, als Tobias uns erlöste und eine geeignete Stelle ausmachte. Eine Lehre, die wir noch immer nicht verinnerlicht zu haben scheinen: egal wie aussichtslos die Platzsuche manchmal sein kann, bisher haben wir immer eine sehr schöne und geeignete Stelle gefunden. Beim nächsten mal sollten wir den Optimismus nicht sinken lassen. Wir schliefen auf weichestem Waldboden.

Zur Mitte der Fahrt, in Clusone, stoßen Leo und Vincent zu uns. Nun waren wir zu sechst unterwegs. Endlich ging es in aplines Gelände, auf das wir uns schon so lange freuten. Auf der Busfahrt in die Berge bestaunten wir die Urwüchsigkeit der Natur und die vielen schönen Orte und Häuser. Schnell war der alte Wunsch eines Häusschens in Italien wieder wach.

Der letzte Abend der Fahrt

Die erste und -dank starkem Regenfall- auch zweite Nacht in beträchtlicher Höhe verbrachten wir beim Refugio Antonio Curò, wo wir die Zeit mit Karten spielen verbachten und ein Teil der Gruppe den Versuch den naheliegenden Pizzo di Coca(3050m) zu erklimmen machten.

Der nächste Tag wurde bei klarem Wetter umso mehr genutzt und wir erklommen zusammen einen Gipfel über 2800m. Nach dem Kraftakt dieses Tages kamen wir spät im nächsten Refugio an und saßen leicht verunsichert im Gastraum, nachdem wir die Portion Spaghetti, die uns serviert wurde, innerhalb weniger Sekunden verspeisten. Zu unserer Erleichterung wurde uns im Folgenden ein üppiges Mal mit Polenta, Gegrilltem Käse, Bohnen und Spiegeleiern bereitet, sodass wir wohlgesättigt zu Bett gehen konnten.

Der würdige Abschluss dieser Fahrt war der letzte Abend, an dem wir an einem moosbedeckten Lagerplatz im Wald ein mächtiges zuerst Koch-, dann Lager- dann Pagodenfeuer entflammen ließen. Als wir stillschweigend in die Flammen starrten gedachten wir der unglaublichen Natur und warmherzigen Gastfreundschaft, derer wir wiedermal Zeuge sein durften.